
Kronen Zeitung
„KRONE“-STOPPLICHT
Bundesliga: Das System muss hinterfragt werden!
„Ich kann doch net in einer Kabine bei Rapid Wien Französisch und Englisch reden“, polterte Hans Krankl unlängst im Podcast „Gelb-Rot“, „bei uns war der Fremde der Widmann Kurtl aus Klagenfurt.“ Rückblick in ein anderes Fußball-Zeitalter. In den 80er-Jahren erhielten nur zwei Legionäre pro Team in den Topligen eine Spielerlaubnis. Wer sich nicht anpasste, stand rasch am Abstellgleis. Walter Schachner ging sieben Jahre in Italiens Serie A auf Torjagd, damals die beste Liga Europas. Perfektes Italienisch diente als Basis, um Anerkennung innerhalb des Teams, bei den Fans und Medien zu finden.
Schnee von gestern, die Relationen haben sich verschoben. Meister Sturm hat in dieser Liga-Saison einen Legionärsspieleranteil von 87,7 Prozent, Rapid liegt hinter dem LASK und Salzburg mit 72,2 Prozent auf Rang vier. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren hielten die Hütteldorfer bei 24,5 Prozent. Aktuell ist Wolfsberg übrigens mit 32,4 Prozent der Klub mit dem geringsten Legionärsspieleranteil.
Viele Sprachen, noch mehr Länder. Die Sportdirektoren setzen auf Ausländer, die Spielervermittler reiben sich die Hände. Doch das System muss hinterfragt werden. Dutzende 18- und 19-Jährige mit Profi-Ambitionen verlassen jährlich die Nachwuchsakademien der Bundesligaklubs, doch wo sollen die österreichischen Talente ihre Chancen bekommen, wenn fast alle Plätze längst belegt sind?
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